Brauchtum & Traditionen,  Österreich,  Südtirol

Lärmrituale, Gruselmasken und Feuersbrünste

Winterabschied im Alpenraum: Die traditionellsten Bräuche in Bayern, Südtirol, Österreich und der Schweiz

Anlässlich des Saisonwechsels von der kalten zur warmen Jahreszeit werden im gesamten Alpenraum lautstarke Feste gefeiert und jahrhundertealte Bräuche gepflegt. Bei Veranstaltungen wie den Funkenfeuern im Allgäu, den Fastnachtsumzügen in der Schweiz oder dem Scheibenschlagen in Südtirol sollen mit viel Lärm und Flammen die bösen Winterdämonen vertrieben werden. In diesen sechs Orten von Bayern über Tirol bis in den Vinschgau wird das Frühlingserwachen besonders authentisch willkommen geheißen – ganz ohne Faschingsklamauk.

Guggämusik und Ochsämattgadä: „Brunni-Fasnacht“ in Engelberg

Traditionell und „urchig“, wie man in der Zentralschweiz für urig sagt, ist der alljährliche Fastnachtsumzug in Engelberg. Zum Ende der kalten Jahreszeit werden nach altem Brauch die bösen Geister des Winters mit bunten Verkleidungen und lauten Rhythmen vertrieben: Die so genannte „Guggämusik“, eine besondere Form von zünftiger Blasmusik, wird speziell zur Fastnacht von Einheimischen mit originellen Masken gespielt. Der Festumzug durch das Klosterdorf am 1. März 2014 startet um 20 Uhr mit aufwändig dekorierten Wagen, die aktuelle lokale Themen widerspiegeln. Weitergefeiert wird beim anschließenden Fastnachtsfest in einem umgebauten Stall. Oder wie man in Engelberg sagt: im Ochsämattgadä – zu finden auf der Klostermatte, einer Wiese hinter dem Kloster. Infos unter: engelberg.ch.

Süßer Winterabschied: Funkenfeuer und Funkenküchle im Tannheimer Tal (Tirol)

Wenn die Hexe brennt, kommt der Frühling! Am ersten Sonntag nach Aschermittwoch wird vielerorts in Tirol das sogenannte Funkenfeuer entzündet, um den Winter zu vertreiben. In Jungholz in der Ferienregion Tannheimer Tal versammeln sich Gäste und Einheimische beim „Funkensonntag“ am 9. März 2014 um 20 Uhr vor der Feuerwehrhalle und setzen symbolisch eine Hexenpuppe in Brand, die stellvertretend für die kalte Jahreszeit steht. Stärken können sich Teilnehmer und Zuschauer während des Spektakels mit Glühwein und „Funkenküchle“ (kleines Schmalzgebäck). Infos unter: tannheimertal.com.

Allgäu in Flammen: Fackelwanderung zum Logenplatz in Oy-Mittelberg (Allgäu)

In der Woche vor dem großen Funkenfeuer fahren Traktoren durch Oy-Mittelberg im Allgäu, um altes Holz zu sammeln, das zu einem großen Haufen aufgeschichtet wird. Am ersten Sonntag nach Fastnacht (9. März 2014) genießen die Gäste des Vitalhotels „Die Mittelburg“ auf der Terrasse in geselliger Runde den Blick auf die Zugspitze und stärken sich mit Funkenküchle und Glühwein. Gemeinsam mit Gastgeberfamilie Mayr wandern sie mit Fackeln durch die Abenddämmerung auf 1.000 Meter Höhe durch die winterliche Landschaft. Die Dorfgemeinschaft nimmt jeden Besucher herzlich am lodernden Holzfeuer auf, rundherum herrscht beste Stimmung, es gibt deftige Speisen und warme Getränke. Bei klarer Sicht in die Bergwelt kann man von der Anhöhe aus Funkenflammen im ganzen Allgäu bestaunen. Infos unter: hotel-mittelburg-allgaeu.de.

So einzigartig wie authentisch: Scheibenschlagen im Vinschgau (Südtirol)

Jedes Jahr am ersten Fastensonntag werden im Ober- und Mittelvinschgau die „Scheiben geschlagen“. Mit diesem archaischen Brauch huldigen die Einheimischen der Fruchtbarkeit und fordern das Frühjahr auf, sein blühendes Gesicht zu zeigen. Mit beginnender Dämmerung wandern alle Dorfbewohner zur „Hex“ – lange Stangen in Form eines Kreuzes. Dort angekommen, halten die Anwesenden Holzscheiben an langen Gerten ins offene Feuer, bis sie zum Glühen gebracht worden sind. Nachdem der Scheibenschläger einen Reim aufgesagt hat, schleudert er den glühenden Diskus mit einer speziellen Technik und Segenswünschen in die Dunkelheit. Je weiter die Scheibe fliegt, desto mehr Glück soll sie bringen. Höhepunkt des Rituals ist die symbolische Verbrennung der „Hex“: Legt sich Nacht über das Tal, zünden die Scheibenschläger die strohumwickelten Kreuze an und schreien dabei aus voller Kehle. Mit dem Lärm sollen die Dämonen der Kälte und Finsternis endgültig vertrieben werden. Das traditionelle Scheibenschlagen findet in folgenden Gemeinden im Vinschgau am 9. März 2014 ab 20 Uhr statt: St. Valentin auf der Haide, Mals, Burgeis, Schleis, Laatsch, Tartsch, Schluderns, Glurns, Prad am Stilfserjoch, Laas und Vetzan. Infos unter: vinschgau.net.

Mit Feuersbrunst in die Fastenzeit: Funkensonntag in Oberstdorf (Bayern)

Bis zum Wochenende verklingen im Allgäu die Nachwehen der Fastnacht. Am Funkensonntag brennen dann nach altem Brauch sinnbildlich „böse Hexen“ auf meterhohen Holzhaufen und vertreiben den Winter beim großen Funkenfeuer, das gleichzeitig die Fastenzeit eröffnet. So auch im Kurort Oberstdorf, wo nach der genussvollen Weihnachts- und Fastnachtszeit die Enthaltsamkeit beginnt. Im Schüle´s Gesundheitsresort & Spa in Oberstdorf startet pünktlich zum Funkenfeuer am 9. März 2014 eine Detoxing-Urlaubswoche, die Körper und Geist von unnötigem Ballast befreit: Hier können Gäste in der Fastenzeit unter ärztlicher Anleitung und mit spezieller Reduktionskost ein 6-Tage-Programm zum Abnehmen, Entschlacken und Energie tanken belegen. Infos unter: schueles.com.

Schnapp das Viech: „Fasching in Schuffa“ in Welschnofen (Südtirol)

Einer der Höhepunkte beim Fastnachtstreiben in Welschnofen im Südtiroler Eggental sind die Schnappviecher am Faschingsdienstag. Der Ursprung der sagenhaften Gestalten beim so genannten „Fasching in Schuffa“ liegt im Verborgenen, nur so viel ist sicher: Die bis zu drei Meter hohe Verkleidung besteht stets aus einem Leinensack mit drachenähnlichem Kopf, Hörnern und Fell. Der Unterkiefer ist beweglich und schappt mit lautem Klappern auf und zu. Die „Treiber“ beschützen die Schaulustigen vor den bissigen Ungetümen, die symbolisch die Winterdämonen darstellen und in der Nacht zum Aschermittwoch endgültig verschwinden sollen. Der Umzug am 4. März 2014 startet um Punkt 15.03 Uhr in der Rosengartenstraße und führt zum Haus der Dorfgemeinschaft, wo dann bis in die Nacht hinein gefeiert wird. Insgesamt gibt es in Welschnofen 14 Urlaubs-Bauernhöfe der Marke „Roter Hahn“, die ihre Feriengäste ebenso an zahlreichen traditionellen Faschingsbräuchen teilhaben lassen. Infos unter: roterhahn.it.


(Text: Angelika Hermann-Meier PR, Fotos: siehe Bilder, 27.11.2013)

 

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