Reise-Psychologie: Wie Urlaub in der Kindheit unser Leben beeinflusst
Eine forsa-Umfrage für Holiday Inn zeigt: Viele Deutsche kehren immer wieder an die Urlaubsorte ihrer Kindheit zurück. Warum, erklärt Diplom-Psychologe Michael Thiel.
Der Sommerurlaub liegt erst wenige Wochen zurück, da steigt die Vorfreude auf die Herbstferien: Endlich raus aus dem Alltag, endlich Abenteuer mit seinen Lieben erleben! Gut jeder zweite Deutsche (59 Prozent) fand es als Kind im Urlaub am schönsten, Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Das zeigt eine aktuelle forsa-Umfrage[1] im Auftrag von Holiday Inn. Sie belegt auch: Urlaube, die man als Kind erlebt, bleiben im Gedächtnis. Ein Drittel der Befragten gab an, dass sie sich sehr gut (32 Prozent) an die Reisen ihrer Kindheit erinnern – und über 60 Prozent sind sogar an ihren ehemaligen Urlaubsort zurückgekehrt.
Ob Burgenbau am Ostseestrand oder Entdeckungstour in Fernost: Nicht das Ziel sorgt dafür, dass die Reise im kindlichen Gedächtnis haftet. “Entscheidend ist der Spaßfaktor”, erklärt Diplom-Psychologe Michael Thiel. “Denn im Kindesalter funktioniert Erinnern vor allem über Stimmungen und Gefühle.”
Kinder, die ihre Eltern im Urlaub gelassen und mit viel Zeit für den Nachwuchs erleben, werden selbst gut gelaunt den Urlaub genießen – und sich als Erwachsene an die Reise erinnern: “Diese positive Stimmung ist viel mehr im emotionalen Gedächtnis verhaftet als der tollste Sonnenuntergang”, sagt Thiel. Die forsa-Studie für Holiday Inn zeigt im Detail: Mehr als jeder Dritte (37 Prozent) fand es als Kind besonders schön, im Urlaub länger wach zu bleiben – und jeder Vierte (25 Prozent), Dinge zu essen und zu trinken, die zu Hause nicht erlaubt waren.
Reisen weckt die Entdeckerlust
Reisen stärkt den Zusammenhalt in der Familie und tatsächlich: Den meisten Deutschen (73 Prozent) hat es als Kind besonders gut gefallen, auf Ferientouren neue Eindrücke zu sammeln, so ein weiteres forsa-Ergebnis. Für Michael Thiel kein Wunder. Er hält Familienurlaube für wahre Entwicklungsförderer – und zwar schon bevor das Gehirn ab dem dritten, vierten Lebensjahr Erinnerungen speichern kann. “Kinder wollen die Welt entdecken. Neue Reize am Urlaubsort fordern das kindliche Gehirn und fördern es auf diese Weise – vorausgesetzt die Eltern begleiten ihren kleinen Entdecker sicher durch die unbekannte Welt.”
Stress vermeiden und Erinnerungen pflegen
Damit der nächste Familienurlaub in bester Erinnerung bleibt, rät der Psychologe Eltern, das Erlebte zu begleiten – etwa zu erklären, warum ein Gericht anders schmeckt. Außerdem auf handyfreie Zonen achten und die gemeinsame Zeit nicht zu vollpacken, um Urlaubsstress zu vermeiden. Reiseexperte Andreas Kohn von Holiday Inn empfiehlt, den Urlaub rechtzeitig zu planen. “Am besten nachfragen, wer was unternehmen möchte und recherchieren, welche Möglichkeiten es vor Ort gibt.” Am Urlaubsort sollte die Tagesplanung ebenfalls gemeinsam angegangen werden.
Oder um Konflikte aus dem Weg zu räumen. Probleme sollten zeitnah diskutiert und geklärt werden, sagt Michael Thiel. Ist dies nicht der Fall, hat der Urlaub das Zeug zum Gedächtnis-Dauerbrenner, der jede Traumreise verblassen lässt. “Schlechte Erfahrungen sind im Gedächtnis präsenter als schöne, weil wir auf jeden Fall vermeiden wollen, sie noch einmal durchzumachen.” Zum Beispiel den Campingurlaub, den man als Kinder als lästige Pflichtübung empfunden hat. Entspannter werden die Ferien in jedem Fall, wenn die Unterkunft familienfreundlich ist.
(Text + Foto: InterContinental Hotels Group, 30.10.2018)
[1]Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag von Holiday Inn zu Urlaub in der Kindheit. Im September 2018 wurden 1.015 Bundesbürger über 18 Jahren befragt.